Es reicht. Ab an den Internet-Pranger mit denen.

Also: Lange Zeit war GMail ein doch recht zuverlässiger Maildienst, der zumindest in Ansätzen mit dem großen Rest des Internet einigermaßen zusammenspielte, ja kurz: einfach funktioniert hatte. Gut, abgesehen von den privacy-Bedenken, die eh jeder hatte. Und einigen ‚Eigenwilligkeiten‘, wie zum Beispiel keine funktionierende Postmaster-Mailbox zu publizieren (für Leute die keinen Mailserver betreiben: diese Mailadresse ist sowas wie der kleine Dienstweg für Serveradministratoren; wenn es zu Problemen oder Unklarheiten bei der Server<->Server Kommunikation kommt, kann unsereiner hier mit einem technisch bewanderten Gegenstück das Problem lösen – oder es zumindest versuchen).

Und vor jetzt jemand auf das großartige Webformular verweist: nein, das ist oft keine Option.

Im Normalfall maule ich nicht über andere Dienste, zumindest nicht öffentlich. Aber irgendwann ist genug. Was bei GMail in letzter Zeit vor sich geht, nimmt schon AOL-Dimensionen aus finsterster Vorzeit an. Aber der Reihe nach: seit einigen Monaten ist es zu beobachten, dass Mail von unseren Systemen (auch) mit gesteigerter Wahrscheinlichkeit bei GMail-Konten im Spam landet. Natürlich sucht man zuerst bei sich selbst. Klar. Man findet aber nicht wirklich was. Ein paar Auffälligkeiten, ja. Zum Beispiel, dass das Problem beim Routing über ein Backupsystem nicht auftritt. Und der gleichen mehr.

Und irgendwann, nachdem man alle Möglichkeiten ausgeschlossen hat, findet man, auf irgendeiner sub-sub-sub Seite in inoffiziellen Texten den dezenten Hinweis – als Einzeiler – in einer Bleiwüste, dass GMail anscheinend – wenn die Mail via IPv6 daherkommt SPF und/oder DMARC voraussetzt. Und tatsächlich, Tests zeigen, dass eindeutig die Wahl des darunterliegenden Protokolls die die Wahrscheinlichkeit, dass eine Mail als ‚Spam‘ klassifiziert wird, deutlich beeinflusst.

Das ist dermaßen daneben, das widerspricht dermaßen jeder ‚best-practice‘, derartig intransparent, dass einem einfach die Worte fehlen. Ich kann nur jedem raten, auf keinem Fall wichtige Mails Administratoren anzuvertrauen, die so etwas für eine gute Idee halten. Gut, das Problem lässt sich hierzuISPs einfach dadurch lösen, dass man die v6 Prefixe der GMail-Server an den Maschinen für ausgehende Mails nullroutet.

Abgesehen davon, dass SPF kein taugliches Mittel ist, um Spam zu erkennen, ist es ebenso – und DMARC noch viel mehr – für den berühmten ‚Otto-Normal-User‘ viel zu kompliziert. Der will mit seinem Mailprogram Mails verschicken. Und nicht stundenlang damit verbringen, mit zweifelhaften Erfolgsaussichten an seinem Mailclient herumzuexperimentieren (und als ISP ist man froh, wenn die Benutzer letzteres nicht machen, weil sonst geht dann plötzlich das EMail nicht mehr). Und der absolute Hohn an der Sache ist, dass – wenn hier schon eine weitere Authentifizierung als ‚Bonus‘ gelten täte – etwaig vorhandene S/MIME Signaturen nicht einmal ignoriert werden.

Aber ja, wenn man im Maillog mitliest, und ein etwaiges Problem sucht, findet man bei GMail noch andere Perlen (obiges ‚Problem‘ hingegen reporten die google-Server nicht, damit ja mit einem möglichst langen Stock im Nebel stochern muss) wie zum Beispiel:

[...] Deferred: 451-4.3.0 Multiple destination domains per transaction is unsupported.

Auch das ist schlicht und ergreifend ein schlechter Witz. Aber um was geht es da eigentlich: Wenn jemand zum Beispiel eine Mail an 2 oder mehr Empfänger schickt (z.B. mittels Cc: ) und diese beiden Empfänger beim selben Mailserver sind, so wird die Mail nur einmal übertragen, und dem Mailserver am Ziel aufgetragen, die Mail bitte einfach an alle Empfänger dort zuzustellen.
Man nehme also 2 Adressaten, alice@domain1.invalid sowie bob@domain2.invalid (eins davon im To:, das andere z.B: als Cc: ) so wird GMail die Annahme der Mail mit obiger Meldung verweigern. Und das ganze nur, weil die Admins dort zu unfähig oder zu faul sind ESMTP komplett auszuprogrammieren, und anstelle dessen lieber SPF/DMARC Esoterik als Anforderung speziell für Zustellungen per IPv6 in den spamfilter ‚programmieren‘. Die Zeit, das auch zu Dokumentieren – oder zumindest per Reply-Strings anderen Mailserveradmins einen dezenten Hinweis zu geben, die war da ja anscheinend nicht mehr vorhanden-

Also: Wenn es wirklich wichtig ist, besser nicht per GMail. Und wer davon betroffen ist: Ihr seid nicht alleine; auch Nebensächlichkeiten wir der Newsletter der NASA wurde von mir aus meinem GMail-Konto-spamordner gefischt (das ich habe, um z.B. solche Probleme auszutesten).

Und falls hier jemand GMail hat: Ich möchte noch im speziellen darauf hinweisen, dass das im Tab „Werbung“ *nicht* der Spamordner bei GMail ist. Der ist nämlich von Haus aus ‚ausgeblendet‘; den müsst ihr erst einblenden. Dann könnts ihr rein schauen. Darin finden sich dann auch die ganzen Einladungen zu Geburtstagsfeiern, die Buchungsbestätigungen und all das unwichtige Zeug, das ihr komischerweise nie erhalten habt.